Wilhelmine Rudolph geb. Schmid |
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Wilhelmine Rudolph geb. Schmid 31.07.1779 - 24.07.1870
Wilhelmine Rudolph wurde am 31.07.1779 in
Großrudestedt geboren. Sie war die Tochter des Hovadvokaten zu Weimar und
späteren Amtmanns von Kaltennordheim Adam Ludwig Friedrich Schmid und seiner Frau
Ernestine Sophie Auguste geb. Jäger. Am 29.10.1797 heiratete sie in
Kaltennordheim den Forstkommissar und späteren Forstrat Erdmann Friedrich Ludwig
Rudolph, der früh am 31.07.1813 im Alter von 51 Jahren verstarb und seine Frau
mit sechs unmündigen Kindern hinterließ.
Von ihr ist die folgende Geschichte überliefert (nach: Friedenssaat, Geschichte einer deutsch-französischen Freundschaft von Walter Vulpius):
Im Zuge der flüchtenden französischen
Heerestrümmer nach der Völkerschlacht bei Leipzig, gelangte der schwer an
Typhus erkrankte 21 jährige französische Offizier Jean-Luis Armand Baron de
Wolbock Vicomte de Lime (04.05.1792 - 05.05.1861) nach Weimar, wo er Dank eines
früheren Aufenthalts als französischer Gesandter hoffte, von Freuden
Unterstützung zu erhalten. Zunächst fand Wolbock bei einem Arzt namens
Schlütter, der im selben Haus wie Wilhelmine Rudolph wohnte, Aufnahme und
Hilfe. Nach dem baldigen Tod von Schlütter, der sich durch seine
Tätigkeit als Arzt ebenfalls mit Typhus angesteckt hatte, übernahm
Wilhelmine Rudolph, trotz ihrer großen finanziellen Sorgen wegen des frühen
Todes ihres Mannes und der teuren Ausbildung ihrer sechs Kinder, die Pflege des jungen
Franzosen und ließ ihn bei sich wohnen. Wolbock erholte sich dann auch Dank der
umsichtigen Pflege nach und nach und fing an, wie von ihm selbst berichtet wird, die
Witwe Rudolph wie eine zweite Mutter zu lieben und zu verehren. Wilhelmine Rudolph
versteckte Wolbock noch einige Zeit bis zu seiner vollständigen Genesung in ihrem
Haus und ermöglichte ihm dann die Rückkehr nach Frankreich, indem sie ihm
das nötige Reisegeld vorstreckte. Nachdem bereits über einige Jahre ein
ausgiebiger und liebevoller Briefwechsel mit Wolbock stattgefunden hatte, erhielt
Wilhelmine Rudolph eines Tages folgenden Brief aus Frankreich:
Hofstaat des Königs Pension von 600 Fr.
Der König hat in Kentnis der Aufopferung und der
unglücklichen Lage von Frau Wwe Rudolph, geb. Schmid, geruht, durch Dekret vom
16.Dez.1824 ihr eine järliche Pension in Höhe von 600 Fr. zu gewähren,
unter Einbehaltung von drei Prozent gemäß dem Dekret vom
2.Dez.1817. Diese Pension, deren Nießbrauch mit dem 1.Oktober 1824 beginnt,
wird vom Schatzamt für die Zivilliste (im Schloß Tuileries) nach dort
selbst erfolgter Registrierung vorliegender Urkunde und gegen Vorlage einer
Lebensbescheinigung der Inhaberin alle drei Monate ausbezahlt werden. Gegeben zu
Paris, am 31.Dezember 1824 Der Staatsminister für
den königlichen Hofstaat Herzog von Doudeauville Im
Namen und Auftrag des Ministers Baron de Wolbock
Baron de Wolbock war inzwischen in Frankreich unter seinem
langjährigen Freund und Gönner, dem Minister des Hofstaates, Herzog von
Doudeauville, zum Generalsekretär dieses Ministeriums aufgestiegen. Mit Hilfe von
Doudeauville konnte er erreichen, dass die Pension für Wilhelmine Rudolph von
König Karl dem X. persönlich dekretiert wurde.
Wilhelmine Rudolph erhielt diese Pension trotz einiger zwischenzeitlicher
Regierungswechsel in Frankreich (Louis Philipp, Republik, Napoleon III.) bis an ihr
Lebensende. Der Grund dafür dürfte sein, dass diese Pension als
Nationaldank, für gute Taten an einem Franzosen, angesehen wurde.
Wolbock kehrte 1830 nochmals für einige Zeit nach Weimar zurück, da er als
Königstreuer im Zuge der Julirevolution mit seiner Familie in die Verbannung
musste. Er lebte dort wieder bei seinem "treuesten und guten Mutterchen" der
Witwe Rudolph, bis er nach der Wiederkehr ruhigerer politischer Zustände nach
Frankreich zurückkehren konnte.
Wilhelmine Rudolph hatte sechs Kinder: Luise Albertine Rudolph, Marianne Elisabeth
Ernestine Richter geb. Rudolph, Emilie Johanne Rudolph, Auguste Sophie Ernestine Batsch
geb. Rudolph, Wilhelmine Karoline Friederieke Rudolph und Adolf Ernst Rudolph.
Sie starb am 24.07.1870 im Alter von fast 91 Jahren in Weimar.
Brief des
Baron de Wolbock an Wilhelmine Rudolph |